AUCKLAND – MOBILES EIGENHEIM, ARBEITSLEBEN UND RUGBY-WM

12 09 2011

Nach unserer schon sehr spannenden Einreise in Neuseeland hatten wir uns vorgenommen, uns die ersten Wochen einzugewöhnen und unsere Pläne bezüglich Jobsuche, Autokauf usw. zu verfolgen. Dies konnten wir auch verwirklichen – allerdings nicht in Ruhe! Stattdessen war die erste Woche für uns die pure Gefühlsachterbahn. Jeder Plan wurde innerhalb Stunden zunichte gemacht und jeder Anruf von potentiellen Arbeitgebern und Autoverkäufern schmiss uns wieder in eine neue Richtung. So einen Stress waren wir nach 10 Monaten „Eigenbestimmung“ natürlich erst recht nicht mehr gewöhnt. Wir ließen aber auch nichts aus – machten uns vom Backpackers Hostel im frisch erworbenen bzw. zusammen gestückelten Business-Dress auf zu Vorstellungsgesprächen bei Zeitarbeitsfirmen. Christian nahm sogar einen Bewerbungstermin als Bartender wahr, fiel aber leider beim Probe-Cocktailmixen gnadenlos durch. 🙂 Außerdem sahen wir uns kleine, meist aus Vans umgebaute Camper in diversen Zuständen und Preislagen an, denn wir mussten uns Gedanken um unsere Bleibe machen: Die Rugby-WM, die zum größten Teil in Auckland ausgetragen wird und Mitte September startete, lässt sowohl die Miet- als auch Hostelpreise ordentlich in die Höhe steigen! Zwischendurch erkundeten wir die Stadt, die uns insgesamt für eine Großstadt mit ihrem schönen Hafenbereich, der von Segelbooten überlagert ist, ganz gut gefällt. Dennoch bleibt immer der Gedanke im Hinterkopf, dass dies doch nicht „das richtige Neuseeland“ ist… Somit waren wir hin- und hergerissen zwischen Jobmöglichkeiten in Auckland oder schnell weiterziehen, um die Umgebung kennenzulernen.

Nach 10 Tagen hatte sich das Chaos etwas gelegt. Ein Camper ist gekauft und damit ein großes Stück Unabhängigkeit. Wir sind nicht mehr auf teure Hostels angewiesen und können kommen und gehen wie es uns beliebt. Allerdings ist es dafür etwas schwieriger mit dem Businessjob. Wir einigten uns schließlich darauf, dass Kristin den ihr angebotenen Administrationsjob für ca. drei Wochen annehmen würde, während Christian unseren 20 Jahre alten Toyota-Campervan namens FIBI ZWO (nicht auf unserem Mist gewachsen, sondern von einer der 13 (!) Vorvorbesitzern auf die Beifahrertür geschrieben worden) weiter in Schuss bringen sollte. Außerdem hören wir fast täglich Geschichten von ausgeraubten oder komplett gestohlenen Campern in Auckland – das möchten wir natürlich vermeiden und lassen ihn daher so selten wie möglich aus den Augen.

Glücklicherweise verschob sich der Jobbeginn, so dass wir zwischendurch einige Tage Luft hatten und im westlich von Auckland gelegenen Waitakere Ranges Regional Park am Tasmanischen Meer als frisch gebackene „Eigenheimmobilbesitzer“ das erste Mal etwas vom wirklichen Neuseeland sehen konnten – unendlich viel Natur mit Bergen und rauen Küstenlandschaften. Wir verbrachten viel Zeit mit Wanderungen, die öfters mit abenteuerlichen Creek-Überquerungen und matschigen Rutschpartien verbunden waren.
Die Freundlichkeit der Neuseeländer freut uns dabei immer wieder. Da nimmt sich ein Müllmann einfach mal Zeit, Kristin einen besonders schönen Baumstumpf zum Fotografieren zu zeigen, der mit einiger Phantasie einen Drachenkopf darstellen soll. Eine nette Dame rannte an einem anderen wilden Übernachtungsplatz nach einem morgendlichen Plausch extra zu ihrem Haus zurück, um unser Frühstück mit ein paar frisch gebackenen Muffins zu versüßen.

Nachdem wir uns eine Woche lang zum ersten Mal in unserem Leben als Full-Time-Zigeuner im mobilen Eigenheim eingewöhnt hatten, begann vergangene Woche ein weiterer neuer Abschnitt auf unserer Reise – die liebe Arbeit hatte zumindest einen von uns wieder. Kristin ist nun tagsüber damit beschäftigt, dem größten neuseeländischen Versicherer eine Auswertung über eine Mitarbeiterzufriedenheitsbefragung zu liefern. Christian kümmert sich in der Zeit darum, den Camper weiter reisefertig zu machen und den Hausmann zu spielen. Die Nächte verbringen wir auf Parkplätzen von Stadtparks oder Wohnsiedlungen, um dann morgens die öffentlichen Toiletten nutzen zu können, damit Kristin sich bürotauglich stylen kann – so etwas macht man wohl wirklich nur einmal im Leben. 🙂

In der Zwischenzeit wurden in Auckland letzte Vorbereitungen für die Rugby-WM getroffen. Überall wurde gehämmert und gebohrt, um letzte Sitzgelegenheiten oder öffentliche Plätze in der Innenstadt fertig zu stellen. Die Rugby-WM gilt als drittgrößtes Sportereignis der Welt und wir sind mittendrin. Peinlicherweise müssen wir gestehen, dass wir nicht wirklich viel Ahnung von diesem Sport haben! Da ist es etwas befremdlich, die ganzen verrückten Fans aus allen möglichen Ländern um sich zu haben und in einer Stadt im absoluten Ausnahmezustand zu leben. Trotzdem ließen wir uns die große Eröffnungsfeier am 09. Septembers nicht entgehen und stürzten uns mitten ins Getümmel. Das Eröffnungsspiel gewann Neuseeland haushoch gegen Tonga, auch wenn wir die Tonga-Fans eindeutig enthusiastischer fanden. So schlimm wird die Niederlage auch nicht genommen, denn die meisten Fans leben in Neuseeland und unterstützen in zweiter Linie, die ‚All Blacks‘ wie das neuseeländische Rugby-Team genannt wird.



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